Trump ist Trumpf

D.Trump-2Letzte Woche ging es in meinem Blog über Senfautomaten. Donald Trump ist ein solcher Senfautomat. Er muss zu allem und jedem seinen Senf dazugeben — gefragt oder ungefragt. Als Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner ist er zurzeit viel im amerikanischen Fernsehen zu Gast und nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund. Jeder andere hätte sich bei den Äußerungen, die Trump ab und zu vom Stapel lässt, auch schon um Kopf und Kragen geredet — nicht so Donald Trump! Und obwohl die Präsidentschaftswahlen in den USA erst am 08. November 2016 stattfinden, haben die TV-Duelle dort schon begonnen und Donald Trump ist immer der, der sich dabei die meiste Redezeit nimmt.

Ich war vor kurzem in den USA und hatte dort die Möglichkeit, einige dieser TV-Duelle, oder auch Interviews mit Donald Trump, mit zu verfolgen. Während seine Kontrahenten noch überlegen, was sie auf eine gestellte Frage des Moderators antworten könnten — ohne, dass die Antwort irgendwann für sie verfänglich werden könnte — redet Trump gleich drauf los. Dabei sagt er was er denkt und nicht das, was er glaubt sagen zu müssen, damit man ihn wählt. Paradoxerweise kommt dies bei vielen Wählern aber sehr gut an. Zudem ist Trump in seinen Äußerungen so direkt und radikal, dass die anderen Präsidentschaftskandidaten ihm schon vorwerfen, er halte sich nicht an die Spielregeln. Diese Aussage fand ich irgendwie witzig: Seit wann gibt es in einem Wahlkampf denn Spielregeln? Aber ich verstand, was mit dieser Aussage gemeint war: Es ist zwar OK, die schmutzige Wäsche der anderen Kandidaten auszugraben und öffentlich an einer imaginären Leine aufzuhängen. Nicht OK ist es jedoch, so persönlich und zugleich so beleidigend zu werden, wie Trump dies nun tut. Auch gibt es eine gewisse Etikette bei der Wortwahl, die Trump aber genauso wenig interessiert, wie alles andere, was ein Präsidentschaftskandidat normalerweise beherzigen sollte.

D.Trump-3Donald Trump verzichtet auf schwammige Formulierungen, Ethik und Moral. Er sagt bspw. klipp und klar und knallhart, wie er als Präsident künftig gegen illegale Einwanderer vorgehen würde und wie er die Landesgrenzen zu Mexiko schützen würde. Oder wie er als Präsident mit Terroristen verfahren würde. Dabei benutzt er auch gerne markige Ausdrücke von der Straße und genau damit können sich wohl viele Wähler identifizieren: Donald Trump spricht laut aus, was viele US Amerikaner denken! Er macht auch kein Geheimnis daraus, wie er über Frauen denkt. Insbesondere über solche in Manager Positionen oder welche die meinen, sie taugten selbst für das Präsidentenamt. Er zieht über jeden her und ist sich dabei auch nicht zu fein, selbst absolut niveaulose Äußerungen vom Stapel zu lassen. Äußerungen, die jedem anderen Präsidentschaftskandidaten sogleich das Genick gebrochen hätten. So kritisierte Trump zum Beispiel Carly Fiorina, ebenfalls eine Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, wegen ihres Aussehens und bezeichnete sie als hässlich, weshalb sie auch niemand wählen würde. Ich persönlich gehe zwar auch jede Wette ein, dass Ms. Fiorina nicht den Hauch einer Chance hat, 2016 ins Weiße Haus einzuziehen, — weil sie einfach nicht gut rüber kommt und nicht wegen ihrer fehlenden Schönheit. Sie hat leider kein Charisma und zu wenig Ausstrahlung und sie wirkt auf mich auch nicht so, als besäße sie viel Durchsetzungsvermögen. (Das gilt im Übrigen auch für Jeb Bush.) Aber gut möglich, dass ihr Aussehen ihr wunder Punkt ist, denn eine Wahl zur Schönheitskönigin hätte Ms. Fiorina bestimmt nie gewonnen. Allerdings hätte ihre fehlende Schönheit im Wahlkampf nie wirklich eine Rolle gespielt — hätte Donald Trump sie nicht thematisiert. Blicken wir einmal auf Angela Merkel oder Madeleine Albright — und Hillary Clinton ist auch nicht schön. (Mögen die beiden Letzteren mir dies verzeihen, denn ich halte sie trotzdem für großartige Persönlichkeiten.) Das wirkliche große (ob gut oder schlecht sei dahingestellt) Politikerinnen in der Regel alle nicht schön sind, hätte ich Ms. Fiorina auch gerne gesagt, als ich sie bei ihrem Statement zu Trumps Kommentar über ihr Aussehen im Fernsehen sah und sie dabei ein wenig verloren und zu sehr gekränkt wirkte. Aber — wenn Ms. Fiorina zu ihrem Äusseren gestanden hätte und so argumentiert hätte, dass die wichtigen Frauen in der Politik alle nicht schön sind und ergo Schönheit dabei keine große Rolle spielt, dann hätte sie zwar ggü. Donald Trump gepunktet und auch gezeigt, dass sie durchaus in der Lage ist nach seinen Spielregeln zu spielen — aber ich glaube auch, dass man ihr, im Gegensatz zu Donald Trump, diese Vorgehensweise sehr wohl übel genommen hätte. Mir gefiel in Bezug auf Donald Trump ein Kommentar von Bill Clinton. Dieser sagte, über Trump: „You can’t insult your way to the white house.” Frei übersetzt: Du solltest dir den Weg ins Weiße Haus nicht durch Beleidigungen ebnen. Ich fand dies einen sehr weisen Spruch, der für alle Wege ins Ziel gelten sollte.

D.Trump-1Als Multimilliardär, der locker seinen eigenen Wahlkampf finanzieren könnte, scheißt Donald Trump jedenfalls auf Protegés und auch die Meinung von so wichtigen Persönlichkeiten, wie Ex-Präsidenten lässt ihn kalt. Ein Donald Trump lässt sich eben nicht vorschreiben, was er zu sagen hat oder wie er aufzutreten hat. Doch so selbstsicher wie dieser Mann auch Auftritt, die Frage ist, taugt er wirklich zum Präsident? Donald Trump macht auf mich in erster Linie den Eindruck eines verwöhnten Kindes, dass das Glück hatte, mit einem goldenen Löffel im Mund geboren zu werden. Außerdem sind mir Männer, die ihre Ehefrauen regelmäßig gegen jüngere Modelle austauschen, eh suspekt. Das sagt meiner Meinung nach nicht nur etwas über den Grad ihrer Beziehungsfähigkeit aus, sondern auch etwas über den Grad ihres tatsächlich vorhandenen Selbstbewusstseins. Was wenn Trump  — außer markige Sprüche zu klopfen — nichts drauf hat? Oder er den Bogen als Präsident überspannt und die Diplomatie mit Füßen tritt, so wie er es jetzt auch schon mit den Konversionen tut?  Was würde ein Donald Trump bspw. zu Angela Merkel sagen? „Oh, ich glaube wir beide haben denselben Frisör?“  Die wenigsten weiblichen Politikerinnen (außer, man glaubt es kaum, Sarah Palin) hätten irgendwann einmal einen Preis als Schönheitskönigin gewonnen. Aber vielleicht besetzt Trump ja als Präsident alle wichtigen Ämter, zumindest die, auf die er Einfluss hat, mit ehemaligen Schönheitsköniginnen und macht seine Tochter zum Vice-Präsident? Zumindest bei François Hollande und Wladimir Putin könnte er damit punkten und wenn Italien dann auch noch mal Silvio Berlusconi nominiert, hat Trump schon die halbe Welt in der Tasche. Da bekäme der Ausdruck `Diplomatie´ doch gleich eine ganz andere Bedeutung: Tiefe Dekolletés, statt sinniger Worte. Irgendwie eine gruselige Vorstellung.

Titel 84Die Zeit wird uns jedenfalls lehren, ob Trump wirklich eine Chance hat, der nächste Präsident der USA zu werden, und ob er dann wirklich Nägel mit Köpfen macht, und ob diese Strategie dann wirklich immer die Richtige ist. Ich für meinen Teil glaube nicht, dass sich jemand wie Donald Trump wirklich zum Präsidenten eignet. Ihm geht es um die damit verbundene Macht, denn Geld hat er eh genug. Doch ich persönlich schätze ihn eher so ein, dass er dieser Macht sehr schnell überdrüssig werden wird. Macht bringt nicht nur Rechte, sondern vor allen Dingen Pflichten mit sich. Ich glaube, wenn jemand wie Trump erst einmal merkt, wie viel Arbeit und wie viele Protokolle mit diesen Pflichten verbunden sind, wird er schnell das Interesse verlieren. Denn als Präsident der Vereinigten Staaten bestimmt dann die Weltlage über seinen Tagesablauf und ich persönlich glaube nun mal nicht, dass ein Donald Trump seine Pläne für den Tag ändert, nur weil irgendwo eine Krise ausbricht. Wenn er vor hat zum Boxkampf nach Vegas zu fliegen oder zum Golfen zu gehen, wird er das tun, selbst wenn Putins nervöser Zeigefinder gerade über dem roten Knopf schweben sollte.

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Bildmaterial:
Titelfoto und Post (Blog) Fotos 2 bis 4: DonkeyHotey via flickr
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